Ein sehr, sehr schönes Wochenende liegt fast hinter mir. Eines, an dem ich von gestern morgen an wirklich nur gemacht habe, was mir gefällt (wenn man von einem gewissen "Grundaufräumen" und einkaufen absieht). Und nachdem ich zum ersten Mal seit unendlich langer Zeit durchgeschlafen habe, frage ich mich, ob das daran liegt, dass ich sowohl gestern als auch heute nur meinen eigenen Bedürfnissen gefolgt bin.
Meine jüngste Tochter ist seit gestern morgen bis heute bei ihrer Freundin, und obwohl sie das liebste und artigste Kind ist, das man sich wünschen kann, richte ich mich bei der Gestaltung des Wochenendes natürlich auch in hohem Maße nach ihren Bedürfnissen.
Die Bedürfnisse meiner 16jährigen Tochter sind sehr leicht zu erfüllen: Sie möchte in Ruhe in ihrem Zimmer sitzen und ab und zu mit mir plaudern. Das passt sehr gut zu meinen Bedürfnissen: Ich möchte in Ruhe lesen, nähen etc. und ab und zu mit ihr plaudern. Da gibt es kein Streit, keine Forderungen - Himmlisch!!! Ich glaube, ich sollte häufiger mal etwas machen... nur bietet es sich eben nicht allzu oft an.
Auch die angebrannten Brötchen konnten meine Laune heute morgen nicht schmälern - so ist das eben, wenn man während des Aufbackens mit anderen Dingen beschäftigt ist...
... wie hier mit dem Zuschneiden der schon lange geplanten Cambag von Tessa.
Bevor ich mich jedoch hinsetze, und die längst geplanten Schnitte nähe, muss ich zuvor einen Blazer zurückschicken, den ich zwar eigentlich zu dem gestern genähten Kleid bestellt habe, der mich jedoch aussehen lässt wie ein kleines rosa Schweinchen. Gut, war vielleicht zu erwarten, wenn man einen rosa Blazer zu einem rosa Kleid bestellt. Keine Ahnung, auf welchen Irrwegen mein Denkvermögen sich in dem Moment befand.
Das gestern genähte Kleid musste heute fertiggestellt, d.h. gesäumt werden. Ich hoffe, dass es am Ende mir dann auch so gut passt wie der Schneiderpuppe. Gestern sah es so aus, als würde sich die Unterwäsche sehr abzeichnen, mal sehen, was ich daran tun kann. Okay, bügeln müsste ich es wohl auch noch.
Die Familienfeier, zu der wir in Kürze fahren, nehme ich zum willkommenen Anlass, mir dann die oben erwähnte Tasche zu nähen. Das Nähen von Taschen gehört nicht zu meinen liebsten Projekten. Das mag daran liegen, dass absolute Gewissenhaftigkeit beim Zuschneiden, Einhalten der Nahtzugabe und das Übertragen der Passzeichen erforderlich sind. Und all' das sind nicht unbedingt meine Stärken. Außerdem hatte ich verdrängt, dass der von mir gewählte Stoff ganz laut nach einer Verstärkung durch Vlieseline schreit. Zumindest, wenn man eine Tasche nähen möchte. Da ich das jedoch erst nach den ersten drei Schritten gemerkt habe, hat sich der Stoff ausgerechnet am oberen Reißverschluss und - ausgerechnet - am Vorderteil verzogen. Die aufgenähte Blume ist also reine Camouflage und wurde ursprünglich nicht angestrebt, denn eigentlich wollte ich eine Tasche mit ganz klaren Linien ohne Schnörkel in der Hand halten.
Nach zwei nahezu exzessiven Nähtagen sieht mein Zimmer so aus. Leider auch noch Stunden später, da ich mich bislang noch nicht aufraffen konnte, aufzuräumen. Das mag mit meinem heutigen Beschluss zusammenhängen, nur die Dinge zu tun, die ICH tun möchte.
Wider Erwarten kommt meine Jüngste noch nicht so bald nach Hause. Beide Kinder scheinen die Zeit miteinander zu genießen und da die Mutter ihrer Freundin einfach toll ist, behält sie meine Tochter noch bei sich. Damit hatte meine Kleine auch ein wunderbares Wochenende: Gestern wurde das Geburtstagsgeschenk, das sie von ihrer Freundin erhalten hatte, eingelöst, und sie fuhren zum Filmpark Babelsberg, wo sie den ganzen Tag verbrachten, dann noch eine Übernachtung und heute Spielen bis zum Umfallen. Sicherlich ein Traum für jedes siebenjähriges Kind.
Da ich somit unverhoffte Ruhe habe, gehe ich in die Badewanne. Gibt es etwas dekadenteres, als mit einem Glas Sekt und einem guten Buch an einem verregneten, stürmischen Nachmittag in der Badewanne abzutauchen? Und wenn dann der Badezusatz mit einen so netten Namen hat und zum Ostergeschenk des Ex-Mannes gehörte - was braucht es noch mehr, um ein wunderbares Wochenende zu einem angemessenen Abschluss zu bringen?
Ich hoffe, alle anderen haben ebenfalls ein schönes Wochenende. Ich freue mich schon darauf, heute Abend darüber bei Grinsestern zu lesen, die wie jeden Sonntag sieben Sachen sammelt, für die wir unsere Hände gebraucht haben.